Fastnachtsfiasko in der MAZ – Ein offener Brief (Update)

Betreff: MAZ vom 2./3. Februar 2019, S. 19: Zum Zemperumzug in die Zauche

Sehr geehrte Chefredaktion der Märkischen Allgemeinen Zeitung,

Seit diesem Monat hat sich der Preis des Abonnements der MAZ erneut erhöht. Sie werden es mir nicht übelnehmen, dass ich zumindest mal darüber nachgedacht habe, ob ich die Zeitung überhaupt noch brauche. Schließlich informiere ich mich täglich ausführlich im Internet auf diversen Nachrichtenseiten. Was ich im Internet jedoch vermisse, sind Berichte aus meiner Region rund um Michendorf. Genau das erhoffe ich mir von den Regionalseiten der MAZ, die mich definitiv am Meisten interessieren.

Vor einigen Monaten, oder sind es schon Jahre, haben sie die MAZ erneuert und u.a. dem Regionalteil Potsdam-Mittelmark drei Seiten am Tag zugestanden. Sehr schön. Wenn ich mir jedoch ansehe, was aktuell von diesen 18 redaktionellen Seiten in der Woche übrigbleibt, bin ich eher ernüchtert. In der vergangenen Woche (4.2. bis 9.2.) waren es 14 Seiten. Das ist sicher ein höherer Wert, häufig fallen die Seiten auch mal ganzseitiger Werbung zum Opfer.

Nun kann man wohl nicht erwarten, dass in den Dörfern auf dem Lande alle Nase lang was los ist. Völlig klar. Wenn aber mal was los ist und im wahrsten Sinne des Wortes der Bär steppt, darf Ihre Zeitung aber auch gerne mal berichten. Mit Freude erblickte ich am vergangenen Wochenende (2./3. Februar 2019) den Artikel zu unserem 90-jährigen Fastnachtsjubiläum in Stücken. Die Freude wich der kompletten Ernüchterung.

Bitte veröffentlichen Sie nie wieder einen so dermaßen schlecht recherchierten Artikel.

Der Artikel erschien ja am Tag der Veranstaltung. Er konnte sich also nur auf Vergangenes beziehen. Doch dabei wurden reichlich Fehler gemacht. Hier im Detail:

1. Ort des Geschehens soll „Michendorf/Beelitz“ sein. Könnte man fast durchgehen lassen. Im Artikel geht es um die anstehenden Fastnachtsumzüge in Wildenbruch, Fresdorf und Stücken – alles Ortsteile der Gemeinde Michendorf. Um Beelitz geht es im Artikel allerdings mit keiner Silbe. Bebildert ist der Artikel mit einem Bild vom Fastnachtsumzug in Bardenitz, dass wie in der Bildunterschrift genannt, zu Treuenbrietzen gehört und rund 30 Kilometer von Stücken entfernt liegt. Auch um Bardenitz geht es im Artikel nicht. Vielleicht hätte die Redakteurin einfach mal beim Veranstalter in Stücken anrufen sollen. Der Heimatverein Stücken hätte ihr ganz sicher gern ein Bild aus vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt.

2. Erster Absatz „… Fastnacht, …. mit einem symbolischen Bären als Frühlingsboten“ Na klar, und deshalb wird der Bär am Ende des Tages auch symbolisch getötet und geschlachtet. Der Bär symbolisiert den Winter, der mit dem Fest ausgetrieben werden soll.

3. Dritter Absatz „… Jeder Ort hat seinen eigenen Bären, der vor dem Haus halt macht … und mit dem Hausherrn einen Schnaps trinkt“. Der Bär trägt während des gesamten Umzugs ein Bärenkostüm mit Vollmaske. Damit trinkt er garantiert keinen Schnaps. Zudem ist sein „Arbeitspensum“ an diesem Tag enorm. Tanzen, Rangeln, Tanzen, Rennen … usw. unter einer Vollmaske. Der wäre schön dumm, wenn er sich dabei betrinkt.

4. Fünfter Absatz „…Gegen 14 Uhr wird demaskiert und der Bär geschlachtet.“ Da ist der Heimatverein wohl ziemlich dumm, wenn er ab 19:30 Uhr zum „… Fastnachtstanz mit Bärenschlachten …“ einlädt? Der Bär mit Gefolge ist beim Demaskieren nicht mehr dabei. Er hat abends gegen 22 Uhr beim Tanz noch einmal seinen großen Auftritt. Erst dann wird er rituell „geschlachtet“ und anschließend unmaskiert gefeiert.

Diese offensichtlichen Fehler lassen nur einen Schluss zu. Die Redakteurin war noch nie bei einem Fastnachtsfest dabei. Sie hat ihren gesamten Artikel offensichtlich nach „Hörensagen“ und schlechter Recherche geschrieben und die Details falsch wiedergegeben. Das ist also der Qualitätsjournalismus von dem immer zu lesen ist? Wohl kaum. Da wäre selbst ein Blick in das von der Presse viel gescholtene Wikipedia hilfreicher gewesen. Im Artikel zu „Stücken“ finden Sie eine genaue Beschreibung vom Zempern und Bärenschlachten.

Am darauffolgenden Montag (4.2.2019) war natürlich nichts mehr vom Umzug zu lesen. Ging ja auch nicht. Erstens war nur eine Seite in der MAZ für PM reserviert und zweitens war ja auch kein Redakteur vor Ort. Das hätten sich sicher viele Stückener gewünscht, selbst wenn hier nur 500 Menschen leben – und manchmal feiern.

Liebe Chefredaktion, für mein jährliches Abonnement in Höhe von 414 Euro erwarte ich von meiner regionalen Tageszeitung deutlich mehr Engagement und Genauigkeit bzgl. regionaler Themen. Das werde ich wohl erwarten dürfen.

Dies ist ausdrücklich ein offener Brief. Er wird ebenfalls auf stuecken.de veröffentlicht. Ich würde mich freuen, wenn ich dort eine Antwort von Ihnen hinzufügen könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Anmerkung: Dieser Brief wurde am 9. Februar 2019 um 13 Uhr als E-Mail an die MAZ-Chefredaktion gesendet. Der betroffene Artikel ist leider nicht online verfügbar. Aus Urheberrechtsgründen habe ich nur einen unleserlichen Ausriss als Bild hochgeladen.

Update vom 13. Februar 2019:

Die Chefredakteurin der MAZ, Frau Hannah Suppa, hat mich gestern angerufen. Sie hat sich zunächst für den fehlerhaften Artikel entschuldigt. Meine Kritik wäre gerechtfertigt.

Sie hat von sich aus gesagt, dass Sie sich einen anderen Umgang mit derlei Veranstaltungen in der MAZ wünschen würde und dies auch in der Redaktion besprechen möchte. Mehr Vorberichterstattung in der gedruckten MAZ und eine Online-Nachberichterstattung vor allem in Form von Bildergalerien der Veranstaltung. (Dazu muss natürlich auch ein Bildreporter vor Ort sein 😜)

Gleichzeitig hat Sie angekündigt, dass sie die Abomodelle komplett ändern wollen (ohne konkret zu werden).

Anschließend hat sie mich als Leser gefragt, welche Änderungen am Regionalteil ich für sinnvoll halten würde. Ich habe Ihr gesagt, dass ich gerade den Potsdam-Mittelmark-Teil sehr Kleinmachnow/Teltow/Stahnsdorf/Werder-lastig sehe und das man ruhig mal das Augenmerk auf die kleineren Dörfer legen sollte. Auch hier gibt es die ein oder andere spannendere Story und noch spannendere Menschen zu finden.

Ich habe angeregt, dass sie ähnlich wie im Sportteil eine wöchentliche Serie etablieren sollten, in der auch nichtsportliche Vereine vorgestellt werden.

Abschließend hat Sie mich zu einem Leserstammtisch der PM-Redaktion eingeladen, der Ende März zum ersten Mal stattfinden soll.

Damit ist mein Ärgernis auch beigelegt. Ich fand das schon ein wenig beeindruckend, dass sich Frau Suppa die Zeit genommen hat, mit mir persönlich zu reden und Sie Interesse an meinen Ideen hatte. Ich würde daraus keine Versprechen ableiten. Ich werde jedoch die Entwicklung der MAZ in den kommenden Monaten intensiv verfolgen.

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2 Kommentare

    • Schulze Torsten auf 17.02.2019 bei 16:54
    • Antworten

    Würde mich mal Interessieren wann der Leserstammtisch stattfindet Wir haben in Wusterwitz auch Probleme mit einigen Berichterstattungen der MAZ

  1. Es gibt noch keinen anderen Termin als “Ende März”. Er soll dann in der MAZ stehen. Falls ich was höre, und Du das möchtest, würde ich Dir eine E-Mail an Deine hinterlegte E-Mail-Adresse schicken. Ansonsten kannst Du uns auch bei Facebook “stuecken.de” folgen. Da werde ich das sicher ankündigen und auch einen Bericht danach schreiben.

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