Sehr geehrte Frau Zöcklein, sehr geehrte Radinitiative Michendorf,
vielen Dank für Ihren Beitrag im Märkischen Bogen. Leider liefern Sie einfach nur eine minimal veränderte Planungsvariante 3 einer Radwegführung, die nicht nur von den Anwohnern, sondern im Endeffekt auch von der Unteren Denkmalschutzbehörde schlicht abgelehnt wird. Ihr Vorschlag sieht vor, neben der denkmalgeschützten Feldsteinpflasterstraße einen Bereich für Parkplätze zu befestigen, dann Poller aufzustellen und daneben einen zweispurigen Radweg mit mindestens 2,50 Meter Breite einzurichten. Schmaler wird das im Zweirichtungsverkehr niemand mehr genehmigen.
Ihr Vorschlag verschweigt, dass die Untere Denkmalbehörde die Befestigung des Seitenstreifens (des sogenannten Sommerweges) zweimal untersagt hat. Zudem ist die Feldsteinstraße so schmal, dass entgegenkommende Fahrzeuge, oft auch landwirtschaftliche Maschinen, auf den Sommerweg ausweichen müssten, also auch in den Bereich der neu zu schaffenden Parkplätze. Diese Stellflächen würden dann nur noch das Parken in Fahrtrichtung ermöglichen, sodass man mindestens von einer Halbierung der Zahl der vorhandenen Stellflächen ausgehen darf. Dass Fliederhof und Landhaus “Zu Stücken”, sowie die zahlreichen Wochenendbesucher Parkplätze benötigen und alle Anwohner mit der derzeitigen Nutzung des unbefestigten Seitenstreifens einverstanden sind und den Verlust der Parkmöglichkeiten ablehnen, interessiert eine Radinitiative natürlich nicht im Geringsten. Eine neuerliche Reduzierung auf Tempo 30 wäre übrigens nicht notwendig. Für den gepflasterten Teil der Stückener Dorfstraße gilt vollständig Tempo 30. Die Schilder sind Ihnen bei Ihrer örtlichen Begehung sicher entgangen.
Dass die Anwohner, ich zitiere, “am liebsten den Radverkehr verbannen möchten” ist einfach nur eine dreiste Unterstellung. Und das wüssten Sie auch, wenn Sie an der Anwohnerversammlung teilgenommen hätten, was sie nicht taten. Sonst wüssten Sie auch, dass zu keinem Zeitpunkt über mögliche Kosten für die Anwohner gesprochen wurde und auch niemand diese Befürchtungen geäußert hat. Wissen Sie da mehr? Ein Vertreter der Radinitiative war zwar vor Ort, seine Argumente konnten die Anwesenden aber nicht überzeugen. So ist das manchmal in einem demokratischen Diskurs. Hier können Sie die Ergebnisse der Beratung noch einmal nachlesen. Die Anwohner haben mehr als deutlich gemacht, dass (Ausflugs)Radfahrer kein Problem darstellen. Die wissen nämlich in den allermeisten Fällen, wie man sich in einem Straßenraum verhält, wenn kein zweispuriger Radweg zur Verfügung steht. Man reduziert seine Geschwindigkeit, fährt vorausschauend und nimmt Rücksicht auf mögliche Fußgänger.Eine ganz andere Art von Verkehrsteilnehmern können Sie gern mal beobachten, wenn Sie im Sommer mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Landhauses oder des Fliederhofes sitzen. Radrennfahrer, gern zu zweit oder in einer größeren Gruppe, biegen mit 20 bis 30 km/h von der Landesstraße (Zauchwitzer Straße) in die Stückener Dorfstraße ein. Zunächst haben sie wunderbar glatte 80 Meter Asphalt vor sich. Dann wirds heikel. Mit den schmalen Reifen meiden sie natürlich die Feldsteinpiste. Einige befahren den Sommerweg mit seinen Schlaglöchern. Die meisten schwenken sofort auf den einen Meter breiten Fußweg entlang des Pfarrhauses und der Friedhofsmauer ein. Die dritte Gruppe nutzt den breiteren Fußweg im Westen der Dorfstraße. Fast allen Radrennfahrern ist gleich: Während des offensichtlichen Tour-de-France-Trainings darf auf keinen Fall die Geschwindigkeit reduziert werden. Störende Fußgänger werden zur Seite geklingelt. Unfälle und Beinahe-Zusammenstöße mit anderen Verkehrsteilnehmern werden billigend in Kauf genommen, beispielsweise in der schlecht einsehbaren Kurve an der Friedhofsmauer. Gern können Sie die Initiative ergreifen und Kurse in Verkehrserziehung für diese Radsportler anbieten. Vor drei Jahren wurde die Bürgermeisterin bei einer Sitzung des Ortsbeirates Stücken persönlich auf das Problem hingewiesen und darum gebeten, am Wochenende das Ordnungsamt vor Ort kontrollieren zu lassen. Das wurde abgelehnt, da im Hochsommer alle Kapazitäten benötigt werden, um die Falschparker an den Badeseen abzukassieren.
Dass sie mit den “Beteiligten die notwendigen Schritte gehen wollen” ist nur ein Lippenbekenntnis. Sämtliche Argumente der Anwohner haben sie in Ihrem Artikel bereits ignoriert. Es geht Ihnen ausschließlich darum, eine Fahrradschnellstraße durch die Stückener Dorfstraße einzurichten, um Ihrer Radfahrklientel eine Durchfahrt in Höchstgeschwindigkeit zu ermöglichen. Sie dürfen nicht davon ausgehen, dass Ihr Vorschlag in der Stückener Dorfstraße auf große Zustimmung stößt.
Die Gemeindeverwaltung Michendorf, die derzeit eh schon besonders knapp bei Kasse ist, darf sich gern um andere Baustellen in Stücken und Umgebung kümmern. Im Gutspark bricht man sich die Füße und Fahrzeugachsen bei den Schlaglöchern im öffentlichen Weg. Das Gleiche gilt für die Querstraße zwischen Beelitzer und Seddiner Straße. In der Seddiner Straße sollte der Fußweg schon längst erneuert sein. Von weiterhin fehlenden Parktaschen ganz zu schweigen. Die Ortsverbindungsstraßen nach Seddin, Kähnsdorf und Schlunkendorf sind dermaßen von Holztransportern zerfahren worden, dass ein Befahren mit Zweirädern aller Art oder normalen KFZ nahezu unmöglich ist. Wege mit wassergebundener Decke wären hier die perfekte Lösung! Und die 600 Meter Ortsdurchfahrt durch Stücken scheint beim Landesamt für Straßenwesen keinerlei Priorität zu haben. Hier müssen die Bewohner seit Jahrzehnten auf der Hälfte der Landesstraße ohne Fußweg auskommen, vom allgemeinen Straßenzustand ganz zu schweigen.