Kommentar: Zum Vorschlag der Radinitiative Michendorf für einen Radweg in der Stückener Dorfstraße

Radweg

Ausriss aus dem Märkischen Bogen 2/2025, Seite 6: Radfahren auf der Stückener Dorfstraße

Anmerkung: Zum besseren Verständnis dieses Kommentars lesen Sie bitte zunächst den nebenstehenden Ausriss aus dem Märkischen Bogen.

Sehr geehrte Frau Zöcklein, sehr geehrte Radinitiative Michendorf,

vielen Dank für Ihren Beitrag im Märkischen Bogen. Leider liefern Sie einfach nur eine minimal veränderte Planungsvariante 3 einer Radwegführung, die nicht nur von den Anwohnern, sondern im Endeffekt auch von der Unteren Denkmalschutzbehörde schlicht abgelehnt wird. Ihr Vorschlag sieht vor, neben der denkmalgeschützten Feldsteinpflasterstraße einen Bereich für Parkplätze zu befestigen, dann Poller aufzustellen und daneben einen zweispurigen Radweg mit mindestens 2,50 Meter Breite einzurichten. Schmaler wird das im Zweirichtungsverkehr niemand mehr genehmigen.

Ihr Vorschlag verschweigt, dass die Untere Denkmalbehörde die Befestigung des Seitenstreifens (des sogenannten Sommerweges) zweimal untersagt hat. Zudem ist die Feldsteinstraße so schmal, dass entgegenkommende Fahrzeuge, oft auch landwirtschaftliche Maschinen, auf den Sommerweg ausweichen müssten, also auch in den Bereich der neu zu schaffenden Parkplätze. Diese Stellflächen würden dann nur noch das Parken in Fahrtrichtung ermöglichen, sodass man mindestens von einer Halbierung der Zahl der vorhandenen Stellflächen ausgehen darf. Dass Fliederhof und Landhaus “Zu Stücken”, sowie die zahlreichen Wochenendbesucher Parkplätze benötigen und alle Anwohner mit der derzeitigen Nutzung des unbefestigten Seitenstreifens einverstanden sind und den Verlust der Parkmöglichkeiten ablehnen, interessiert eine Radinitiative natürlich nicht im Geringsten. Eine neuerliche Reduzierung auf Tempo 30 wäre übrigens nicht notwendig. Für den gepflasterten Teil der Stückener Dorfstraße gilt vollständig Tempo 30. Die Schilder sind Ihnen bei Ihrer örtlichen Begehung sicher entgangen.

Ungefährer Verlauf des Radweges in der Planungsvariante 3 zwischen Baumreihe und Feldsteinstraße (leider nur in einer schlechten Qualität in den Planungsunterlagen verfügbar)

Dass die Anwohner, ich zitiere, “am liebsten den Radverkehr verbannen möchten” ist einfach nur eine dreiste Unterstellung. Und das wüssten Sie auch, wenn Sie an der Anwohnerversammlung teilgenommen hätten, was sie nicht taten. Sonst wüssten Sie auch, dass zu keinem Zeitpunkt über mögliche Kosten für die Anwohner gesprochen wurde und auch niemand diese Befürchtungen geäußert hat. Wissen Sie da mehr? Ein Vertreter der Radinitiative war zwar vor Ort, seine Argumente konnten die Anwesenden aber nicht überzeugen. So ist das manchmal in einem demokratischen Diskurs. Hier können Sie die Ergebnisse der Beratung noch einmal nachlesen. Die Anwohner haben mehr als deutlich gemacht, dass (Ausflugs)Radfahrer kein Problem darstellen. Die wissen nämlich in den allermeisten Fällen, wie man sich in einem Straßenraum verhält, wenn kein zweispuriger Radweg zur Verfügung steht. Man reduziert seine Geschwindigkeit, fährt vorausschauend und nimmt Rücksicht auf mögliche Fußgänger.

Eine ganz andere Art von Verkehrsteilnehmern können Sie gern mal beobachten, wenn Sie im Sommer mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Landhauses oder des Fliederhofes sitzen. Radrennfahrer, gern zu zweit oder in einer größeren Gruppe, biegen mit 20 bis 30 km/h von der Landesstraße (Zauchwitzer Straße) in die Stückener Dorfstraße ein. Zunächst haben sie wunderbar glatte 80 Meter Asphalt vor sich. Dann wirds heikel. Mit den schmalen Reifen meiden sie natürlich die Feldsteinpiste. Einige befahren den Sommerweg mit seinen Schlaglöchern. Die meisten schwenken sofort auf den einen Meter breiten Fußweg entlang des Pfarrhauses und der Friedhofsmauer ein. Die dritte Gruppe nutzt den breiteren Fußweg im Westen der Dorfstraße. Fast allen Radrennfahrern ist gleich: Während des offensichtlichen Tour-de-France-Trainings darf auf keinen Fall die Geschwindigkeit reduziert werden. Störende Fußgänger werden zur Seite geklingelt. Unfälle und Beinahe-Zusammenstöße mit anderen Verkehrsteilnehmern werden billigend in Kauf genommen, beispielsweise in der schlecht einsehbaren Kurve an der Friedhofsmauer. Gern können Sie die Initiative ergreifen und Kurse in Verkehrserziehung für diese Radsportler anbieten. Vor drei Jahren wurde die Bürgermeisterin bei einer Sitzung des Ortsbeirates Stücken persönlich auf das Problem hingewiesen und darum gebeten, am Wochenende das Ordnungsamt vor Ort kontrollieren zu lassen. Das wurde abgelehnt, da im Hochsommer alle Kapazitäten benötigt werden, um die Falschparker an den Badeseen abzukassieren.

Dass Sie mit den “Beteiligten die notwendigen Schritte gehen wollen” ist nur ein Lippenbekenntnis. Sämtliche Argumente der Anwohner haben Sie in Ihrem Artikel bereits ignoriert. Es geht Ihnen ausschließlich darum, eine Fahrradschnellstraße durch die Stückener Dorfstraße einzurichten, um Ihrer Radfahrklientel eine Durchfahrt in Höchstgeschwindigkeit zu ermöglichen. Sie dürfen nicht davon ausgehen, dass Ihr Vorschlag in der Stückener Dorfstraße auf große Zustimmung stößt.

Die Gemeindeverwaltung Michendorf, die derzeit eh schon besonders knapp bei Kasse ist, darf sich gern um andere Baustellen in Stücken und Umgebung kümmern. Im Gutspark bricht man sich die Füße und Fahrzeugachsen bei den Schlaglöchern im öffentlichen Weg. Das Gleiche gilt für die Querstraße zwischen Beelitzer und Seddiner Straße. In der Seddiner Straße sollte der Fußweg schon längst erneuert sein. Von weiterhin fehlenden Parktaschen ganz zu schweigen. Die Ortsverbindungsstraßen nach Seddin, Kähnsdorf und Schlunkendorf sind dermaßen von Holztransportern zerfahren worden, dass ein Befahren mit Zweirädern aller Art oder normalen KFZ nahezu unmöglich ist. Wege mit wassergebundener Decke wären hier die perfekte Lösung! Und die 600 Meter Ortsdurchfahrt durch Stücken scheint beim Landesamt für Straßenwesen keinerlei Priorität zu haben. Hier müssen die Bewohner seit Jahrzehnten auf der Hälfte der Landesstraße ohne Fußweg auskommen, vom allgemeinen Straßenzustand ganz zu schweigen.

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10 Kommentare

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  1. Wie wäre es denn, wenn sich die Gemeinde Michendorf auch mal intensiver mit einer 30 Zone an der Bushaltestelle befasst, wo jeden Tag dutzende Schulkinder auf den Schulbus warten ?
    Das ist ja wohl wichtiger als irgendwelche Gelegenheits-Radler zu hofieren.
    Und wenn man schon öffentlich kommuniziert, dass die Gemeinde pleite ist, sollte ein Radweg durch die Dorfstrasse in der Prioritätenliste ganz weit unten stehen!!!!

    1. Mehr als zwei Jahre Kampf um Tempo 30 sind am Landesstraßenamt einfach abgeprallt.

  2. Ich hatte bei der Planung der Dorfstrassen-Erneuerung vorgeschlagen, den Rand des Kopfsteinpflasters zur Parkplatzseite hin mit flachen Betonsteinen zu bepflasterten, so hätten die Radfahrer einen Streifen (der nicht als Radweg deklariert werden braucht), wo sie bequem langsausen könnten. Jetzt haben wir dort nur “Sommerweg” mit den immer tiefer werdenden Löchern, was im übrigen abzusehen war.
    Leider habe ich dazu keine Unterstützung von den anderen Sitzungsbeteiligten erfahren. Dass Radfahrer auch ein Recht auf vernünftige Fahrwege haben, hat man damals einfach abgeschmettert, was mich als radfahrende Stückenerin ziemlich frustrierte. Jetzt haben wir den Salat.

    1. Eine schmale Pflasterung neben der Feldsteinstraße (auch als Verbreiterung der Fahrbahn) würde ich ausdrücklich befürworten. Das lehnt die Untere Denkmalschutzbehörde kategorisch ab. Von denen lebt auch niemand hier und muss die Konflikte ausbaden.

    • Cristina Perincioli auf 06.02.2025 bei 09:33
    • Antworten

    Lieber Tino,
    diese verspätete Unterstützung freut mich!
    Wenn die Behörde uns was anderes aufdrücken will, könnten wir da nicht gegen mobilisieren?

    1. Da wurde tatsächlich Mitte des letzten Jahres aus verschiedenen Richtungen an die Untere Denkmalschutzbehörde herangetreten. Leider muss man, nein müssen wir auch akzeptieren, dass man bestimmte Ideen auch schlicht nicht genehmigt bekommt. Selbst wenn wir dürften, würde man aus Sicherheitsgründen keinen einen Meter breiten Radweg an der Kopfsteinpflasterstraße zulassen. Zu eng, Zweirichtungsverkehr ist nicht gewährleistet, Autofahrer (auch ausparkende Autofahrer) könnten Radfahrer gefährden usw. Was uns als pragmatische Lösung erscheint, wird mit Bauvorschriften gnadenlos plattgewalzt.

  3. Der jetzige Zustände sind sowohl für Fußgänger als für Radfahrer nicht befriedigend. Für beide Seiten ist die Verkehrssicherheit nicht gewährleistet. Aus diesem Grund wäre eine Lösung des Problems dringend notwendig.
    Es geht auf keinen Fall um eine Fahrradschnellstraße. Viele Touristen zieht es in unsere Umgebung. Die lassen auch Geld in den Kassen der Gaststätten klingeln. Man sollte den wirtschaftlichen Effekt für die Region nicht unterschätzen. Darum sollte die Stückener Dorfstraße kein abschreckendes Beispiel werden.

    1. Und ich schreibe es gern nochmal. Fahrradtouristen kommen mit dem fehlenden Radweg klar und gefährden auch keine Fußgänger, weil sie sich in der Regel rücksichtsvoll verhalten. Radrennfahrer sind sehr selten Kundschaft für die Gasthäuser. Für die geht es nur um das Erreichen einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit auf Kosten aller anderen Verkehrsteilnehmer.

    • Cristina Perincioli auf 06.02.2025 bei 15:00
    • Antworten

    Ich habe verstanden, dass ein echter Radweg viel breiter sein müsste, dann würde er sicher auch Vieles behindern.
    Aber mein Vorschlag wäre, dass man das Kopfsteinpflaster nicht einfach an Sand und Löcher angrenzen lässt, sondern ihm einen richtigen Rand gibt, z.B. 100 cm breit mit Betonpflaster. Auch der ausweichende Auto-Verkehr benötigt diesen. Ich würde einfach das Wort Radweg in dem Zusammenhang nicht benutzen, sondern es als dringend erforderliche Stabilisierung des Feldsteinpflasters hinstellen. Eine solche Lösung haben vor uns schon viele Dörfer gewählt. Es geht also doch.

    1. Christina, wir können nicht davon ausgehen, dass etwas, was anderenorts so ist, auch bei uns sein darf. Die UDB verbietet an der Stückener Feldsteinstraße die Befestigung des Randstreifens. Egal ob wir das “Radweg” oder “breite Betonkante” oder sonstwas nennen. Dass es andernorts geht, liegt vielleicht daran, dass das Feldsteinpflaster dort nicht unter Denkmalschutz steht.

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