Seit Dienstag, dem 8. Oktober, steht ein stiller Zuhörer hinter dem Landhaus “Zu Stücken”. Das mit Solarenergie und einer Brennstoffzelle betriebene Messmobil soll bis mindestens Ende Oktober 2024, möglicherweise auch noch Anfang November, die Fluglärmbelastung in Stücken aufzeichnen.
Die Lautstärkebelastung in Dezibel kann dabei sehr transparent von jedem Einwohner nachvollzogen werden. Im Webdienst unter https://travisber.topsonic.aero kann nicht nur die aktuelle Belastung nachgesehen werden, man kann auch beliebig weit in die Vergangenheit zurückgehen und sowohl Flugbewegungen als auch Lärmbelastung nachrecherchieren.
Auch in anderer Form bemüht man sich seitens des BER um maximale Transparenz. Bereits im Oktober und November 2020 gab es in Stücken eine mobile Fluglärmmessung. Deren Ergebnisse lassen sich mit vielen Statistiken und Grafiken in einem 16-seitigen Messbericht nachlesen (Gefunden auf dieser Seite, hier als PDF). Doch diese Messung ist mit Vorsicht zu genießen. Der Flughafen BER wurde erst am 31. Oktober 2020 eröffnet, genau genommen nur das Terminal 1. Zudem befanden wir uns im Herbst 2020 noch in einer Hochphase der Corona-Pandemie mit zahllosen Einschränkungen, u.a. auf den Flugverkehr. Dieser ist also mitnichten mit dem aktuellen Flugbetrieb vom Herbst 2024 vergleichbar. Da trifft es sich auch recht gut, dass vom 28. Oktober bis zum 24. November 2024 in der Gemeindeverwaltung Michendorf die sogenannte Lärmaktionsplanung 2024 ausgelegt wird (hier die aktuelle Beschlussfassung als PDF). In dessen ursprünglichen Entwurf heißt es noch “Das Landesamt für Umwelt hat die Lärmkartierung in Brandenburg für … den Großflughafen BER durchgeführt. Durch den Fluglärm des Großflughafens BER ist Michendorf nicht betroffen“ Demzufolge beschränkt sich der komplette Lärmaktionsplan der Gemeinde Michendorf derzeit auf die Lärmbelastung durch die Bundesautobahnen A10 und A115 und die Bundesstraße 2. Nun ja, zumindest hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem Änderungsantrag zum Lärmaktionsplan angemerkt: “Die Gemeinde liegt im Anflug-Drehbereich des Großflughafens BER bei Ostwind. Ortsteile der Gemeinde (Wildenbruch, Fresdorf und Stücken) liegen im Abflugbereich des Großflughafens BER bei Westwind.” Schön, dass das auch mal jemand aus dem politischen Spektrum der Gemeinde erkennt. Wenn sich Stückener Einwohner darüber beschweren, ist es ja nur Jammern auf hohem Niveau.PS: An dieser Stelle soll nicht verschwiegen werden, dass aktuell auch in Wilhelmshorst die Fluglärmbelastung aufgezeichnet wird. Dort steht der Wagen auf einem privaten Grundstück am Hasensprung.